Die EHTW Service GmbH in der Immobilien Zeitung

Die Wichtigkeit von genauen Abfalldaten für das immobilienbezogene ESG-Reporting nimmt stetig zu. Deshalb hat es uns sehr gefreut, dass unsere Geschäftsführerin Frau Sabine Giesa in der aktuellen Ausgabe der Immobilien Zeitung interviewt worden ist.


Für das ESG-Reporting braucht es auch Abfalldaten

Von Stefan Merkle aus Ausgabe IZ 28/2023
Donnerstag, 13. Juli 2023

Müll ist ein oft vernachlässigter Faktor bei der Bewertung der Nachhaltigkeit von Immobilien. Dabei sind Abfalldaten Teil vieler ESG-Benchmarks. Der Kasseler Entsorgungsdienstleister EHTW Service will der Branche die Daten zur Verfügung stellen. Geschäftsführerin Sabine Giesa vermisst dafür aber vergleichbare Datenstandards wie bei Strom, Wasser oder Heizenergie.

Wenn die Immobilienwirtschaft über Environmental Social Governance (ESG) diskutiert, geht es meist um Energieverbräuche. Kaum jemand spricht dann über Abfall. Dabei sind Abfalldaten wichtig für eine umfassende Beurteilung der Nachhaltigkeit, Abfallmanagement ist notwendig für die Gresb-Berichterstattung oder andere ESG-Benchmarks. Das gilt auch für die Berichterstattung über CO2-Emissionen oder Nachhaltigkeitszertifizierungen.

Plötzlich wollen alle Daten von der Abfallwirtschaft

„Das Thema Abfall hat lange niemanden interessiert. Das verstehe ich, wer beschäftigt sich schon gerne mit Müll?“, sagt Sabine Giesa von EHTW Service. Wichtig war lange nur, dass der Müll wegkommt, ehe es anfängt zu stinken – und das natürlich kostengünstig. „Aber dann kam ESG und plötzlich wollen alle Daten von der Abfallwirtschaft“, berichtet die Geschäftsführerin des bundesweit tätigen Abfallmanagers aus Kassel.

Das Problem dabei: „Abfall ist nicht Strom, das haben viele noch nicht verstanden. Strom wird in Kilowattstunden gemessen, Wasser oder Gas in Kubikmetern, im Abfallbereich geht es so einfach nicht“, erklärt Giesa.

„Die Daten, die die Immobilienwirtschaft braucht, sind vor allem Gewichte, Recycling- und Verwertungsquoten. Das alles geht aus keinem Gebührenbescheid hervor“, sagt Giesa. Die allermeisten Entsorgungsdienstleister haben Anderes im Sinn als die ESG-Reportings der Immobilienwirtschaft. EHTW Service allerdings hat einen großen Kundenstamm aus der Immobilienbranche. Das ergab sich für das 2009 gegründete Tochterunternehmen des Einzelhandelsverbands Hessen-Nord mit der bundesweiten Expansion, erzählt Giesa. Schließlich ist der Handel zumeist Mieter der Immobilienbranche, und diese ist damit zuständig für die Entsorgung. Dabei gilt für gewerblich genutzte Immobilien, dass der Entsorger frei gewählt werden kann.

Von diesen Kunden kam nun vermehrt die Frage nach einer CO2-Bilanz, berichtet Giesa. Daher habe EHTW Service mit der Universität Kassel einen Forschungsvertrag geschlossen, um eine CO2-Bilanzrechnung basierend auf einer Vielzahl an Daten wie zum Beispiel Recyclingquoten und Verwertungswegen für alle Abfallarten zu ermitteln. Auf Basis dieser Daten erstellt das Unternehmen künftig CO2-Bilanzen (Äquivalente) für alle Abfälle und deren Entsorgungswege und weist somit auch die CO2-Einsparungen aus, die durch Abfalltrennung und erhöhte Recyclingquoten erzielt werden.

Über Schnittstellen werden diese beispielsweise an die gängigen ESG-Datenbanken der Immobilienwirtschaft übermittelt, erklärt Giesa. Mittels Dashboards sind die Daten auch direkt einsehbar. Zudem stellt EHTW Service ein Tool bereit, über das sich Daten aus Gebührenbescheiden, die bundesweit selbstverständlich nicht einheitlich sind, in die Datenbanken einpflegen lassen. „Wir haben diese Lösungen geschaffen, um unseren Kunden solide Daten liefern zu können“, sagt Giesa, „aber ich möchte auch dafür sensibilisieren, dass Abfall ein Thema ist, das nicht ganz einfach zu handhaben ist.“

Ein Anliegen sei ihr daher, dass für Müll ebenso wie für andere ESG-relevanten Daten Standards entwickelt werden. ¡Es ist wie beim Doppelkopf. Wichtig ist, dass einmal festgelegt wird, wie gezählt wird“, so Giesa. Das sei derzeit nicht der Fall. Geregelt sei lediglich, dass Abfall über das Gewicht erfasst werden muss, aber nicht, wie es zu diesem Wert komme. „Wir müssen Standards schaffen, sonst öffnen wir Tor und Tür für Manipulationen“, mahnt Giesa.

Die Berechnungsmethoden von EHTW Service berücksichtigen das Gewicht unterschiedlicher Arten von Gewerbeabfällen. Auch gibt es Technik für Mülllaster, die ein Wiegen beim Abholen erlaubt. „Überall, wo wir die Chance haben, mit Unternehmen zu arbeiten, die das anbieten, machen wir das. Auch wenn das teurer ist„, sagt Giesa. Die so in ihrer Genauigkeit verbesserten Daten fließen in die Berichte ein.

Letztlich, betont Abfallexpertin Giesa, sei trotz allem technischen Know-how im professionellen Property- und Asset-Management ebenso wie zuhause entscheidend, dass der Müll gewissenhaft getrennt wird. „Wir sagen unseren Kunden, dass wir ihnen Schnittstellenlösungen anbieten und automatisiert Daten liefern können. Aber wenn sie vorne nicht anfangen zu trennen, bekommen sie hinten schlechte Zahlen. Und zwar egal auf welchem digitalen Weg wir als Unternehmen diese auch immer zur Verfügung stellen.“

Quelle:
Merkle, Stefan: Für das ESG-Reporting braucht es auch Abfalldaten, in Immobilien Zeitung (2023), Nr. 28, S. 9.

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